Kunstbauernhof Bucha
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Cornelia E. Lambe

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Ostpreußische Skudden

Eine Beschreibung der Skudde findet sich in einer Dissertation von 1888 von G. Stieger: Studien zur Monographie der Heidschnucke (Stieger 1888, 242). Stieger bezeichnete die Skudde als eine Mittelform zwischen Islandschaf und Heidschnucke in Masuren: das Masurenschaf. Die Skudde gehört also wie die Heidschnucke zur großen Gruppe der kurzschwänzigen, mischwolligen Heideschafe Nordeuropas, wie auch die Shetland- und Gotlandschafe. Das Ursprungsgebiet ist das Baltikum und Masuren. Vermutlich bereits vor der Epoche des Mittelalter hat die Skudde ihren Platz zwischen dem Baltikum im Norden und der Lausitz im Süden eingenommen. Somit zwischen dem Ursprungsgebiet der grauen Heidschnucke in den nordwestdeutschen Heide- und Moorlandschaften und der Heimat der polnischen Wrzosowka und der russischen Romanov im Osten. So weist Jerzy Maik in seinem Aufsatz über Wollin auf masurenschafähnliche Wollfunde in Wollin aus dem 9.-11. Jahrhundert und in den Burgschichten von Zantoch bei Landsberg an der Warthe vom 8.-10. Jahrhundert hin (Maik 1988, 166).

Nach dem zweiten Weltkrieg galt die Skudde fast als ausgestorben. Nur wenige Tiere überlebten in den Zoologischen Gärten von München und Leipzig und in Kleinbetrieben. Heute zählt die Skudde zu den gefährdeten Haustierrassen  und wird in der Roten Liste der bedrohten Nutztierrassen unter Kategorie III geführt.

Die Skudde kann im Sommer und Winter im Freien gehalten werden, sofern sie einen trockenen, windgeschützten Unterstand hat. Sie benötigt sehr rohstofffaserreiches Futter und ist robust gegen Krankheiten, dabei benötigt sie weniger Trinkwasser als das Merinofleischschaf. Sie frißt langsamer, aber stetiger und hinterläßt kaum Weidereste. Sie ist also bestens für die Landschaftspflege, in Trockenjahren auch im Niedermoor, geeignet.

 

 

Vater Arthur meiner ersten beiden Skudden

Meine Skudden

 

Die ersten beiden Skudden, die auf dem Kunstbauernhof eingezogen sind, stammen vom Förderverein Schulbauernhof Hetzdorf e.V.

Elsa (geb. 28.07.2003) ist die ältere der beiden und hat eine dunkle Mutter, Lisa (geb. 8.03.2004) ist noch etwas verschreckt, sucht die Nähe und den Schutz von Elsa. Neugierig sind sie beide, doch verleitet sie dies nicht dazu, sich dem Menschen zu nähern.
 

 

15. Januar 2005

 

 

Nun sind Elsa und Lisa seit über einem Monat auf dem Hof und haben sich eingewöhnt. So verschreckt Lisa auch am Anfang war und auch immer noch ist, Lisa ist die keckere von den beiden. Lisa kommt zuerst, gibt es etwas zu naschen, ein leckeres Salatblatt oder ein Stück Rübe. Elsa steht geduldig hinten an, wird immer wieder von Lisa zur Seite gedrängt. Aber als Lisa einen Nasenstipps von mir bekam, weil das Salatblatt eindeutig Elsa zugedacht war, gab sie Elsa den Weg zu meiner Hand frei und Elsa bekam ihre Nascherei.

Elsa und Lisa reagieren inzwischen also auf ihre Namen. Erwartungsvoll sehen sie auf, komme ich auf den Hof, ungeduldig stehen sie hinter der Stalltür, widme ich ihnen nicht sofort meine Aufmerksamkeit, neugierig sehen sie mir dabei zu, kehre ich den Unterstand. Und dann das wichtigste: wann bekommen sie endlich etwas von mir persönlich gefüttert. Und habe ich nichts zum Naschen dabei, dann tut es auch etwas Bergheu.

Sommer 2005

Schon Ende Februar haben Elsa und Lisa Gesellschaft bekommen. Zu den beiden weißen Skudden haben sich zwei schwarze Skudden gesellt, Rike und Wibke vom Skuddenhof Herrschaftliches Hymenmoor. Rike, die kräftigste der vier Skudden, hat die Führung übernommen, ohne ihr Einverständnis geht nichts. Wenn Rike nicht will, wenn Rike mir mißtraut, dann müssen die anderen drei folgen, wenn da nicht die kecke Lisa wäre.
Wir sitzen auf dem Hof, die Skudden liegen derweilen im Schatten ihres Offenstalls, und stellen Betrachtungen an, Betrachtungen über den Charakter von Elsa und Lisa, Rike und Wibke: drei Weiber, ein Schaf.

Rike, die Anführerin, demonstriert gerne ihre Kräfte, ein weniger wohlwollender Betrachter kann wohl mit Fug und Recht behaupten, sie setzt rücksichtslos ihren Willen durch. Erst wenn ihre Gier befriedigt wird, dürfen auch die anderen ihr Recht verlangen, aber nicht auf Rikes Kosten. Ärgert sich Rike darüber, daß der Offenstall zur Weide hin verschlossen ist, ist es schon passiert, daß sie die Hauswand hochgestürmt ist. Und anschließend ist sie tatsächlich wieder auf allen vieren gelandet. Rike springt auch, wenn ihr irgend etwas durch den Sinn geht, über den Drahtzaun, der das Gelände des Offenstalls umgibt. Und bevor das Loch im Zaun gefunden und geflickt werden konnte, erwartete sie mich Abends vor dem Hof, auf der Straße. Aber Rike wußte auch ganz genau, wie sie zurück zu kommen hatte: Ich klatschte in die Hände und im Nullkommanichts raste sie um das lange Gebäude des Galeriecafes, um dann unschuldig um die Ecke in den Hof zu schauen: „Ist was?“ Komme ich mit dem grauen Eimer, in dem sich immer irgend etwas zu Naschen verbirgt, ist Rike die erste, die Tribut fordert. In ihrer Gier landet neben dem Blatt schon auch einmal der eine oder andere Finger von mir mit in ihrem Maul. Dann bekommt sie einen Nasenstüber von mir, oder ich muß mit der einen Hand ihre Nase herunter drücken, damit ich über ihren Kopf hinweg einer der anderen etwas zukommen lassen kann.

Bei den Skudden können auch den Zibben Hörner wachsen. Wibke hat Hörner und eine dunkle, rostige Stimme, die sie klagend verlauten läßt, hat sie den Anschluß an die Meute verpaßt, oder quält sie der Hunger, während die anderen noch in großer Ruhe ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Dösen und Wiederkäuen, nachkommen. Wibke senkt auch schon einmal den Kopf und rammt ihren Freundinnen die Hörner in die Seite – natürlich nur Elsa und Lisa. Wibke hat immer Hunger und da sie gerade beim Essen ist, kann es schon einmal vorkommen, daß sie nicht bemerkt, wie Rike, Lisa und Elsa im Gänsemarsch auf die Weide ziehen. Durch den Zaun um fünf Zentimeter von den anderen getrennt, findet sie den bekannten Weg durch die Tür des Offenstalls nicht zum Gang auf die Weide – die drei Gefährtinnen müssen zurück kommen, Wibke abholen. Wibke ist am Futtereimer die Zweite, aber schmeckt es ihr nicht, zieht sie sich beleidigt zurück. Doch wie Rike kommt Wibke schon einmal an den Elektrozaun und läßt sich über den Kopf streicheln – aber nur einmal, dann ist sie wieder weg.

Lisa, die süße Lisa, unser aller Liebling, ist ein Kobold. Lisa ist auch ein Spitzbub und bemerkt als erste – und einzige, daß auf dem Elektrozaun kein Strom ist. Dann springt Lisa in den Zaun und kämpft so lang mit den Maschenfeldern, bis sie in Freiheit den Geschmack der Grashalme kosten kann. Lisa beobachtet ihren Eimerträger ganz genau und ist sich ganz sicher, wann es sich rentiert zu kommen und wann es besser ist verstecken oder fangen zu spielen. Meint Rike in ihrer Arroganz, daß sie nicht gefangen wird, weil jeder Respekt vor ihr hat und sie so kräftig ist, daß sie eh niemand halten kann, so setzt Lisa auf Geschwindigkeit. Auch am Nascheimer ist Lisa oft die erste, doch zunächst muß sie Rike weichen, ihr den ersten Bissen überlassen, dennoch ist Lisa die fordernste am Nascheimer. Da kann es im Eifer des Gefechts schon einmal vorkommen, daß Lisa mich wie ein übermütiges Hundekind anspringt und an mir hochsteigt, damit ich ihr ja wieder eine Leckerei zwischen ihre zarten Lippen gebe. Als Belohnung dafür, daß sie etwas zu naschen bekommen hat, läßt sie sich dann auch gerne streicheln. Und Lisa frißt für ihr Leben gerne Mohnkapseln.

So haben wir also die Anführerin, das verkappte Böckchen und den kleinen Kobold, fehlt noch das Schaf in der kleinen Herde. Elsa ist das Schaf unter meinen Skudden. Elsa, die älteste der vier Skudden, ist ein Schaf. Elsa läßt sich von ihrem Liegeplatz vertreiben, Elsa läßt sich das Stück Rübe, Gurke oder Kohlrabi abluchsen, Elsa steht als letzte in der Reihe, wenn es etwas zu naschen gibt. Elsa flüchtet in die enge Sackgasse, will sie sich nicht fangen lassen.

Aber alle vier Zibben haben etwas gemeinsam: Kommt Athos, der Crain-Terrier mit auf die Weide oder in den Offenstall, so macht das nichts. Lediglich, wenn er bellend in den Hof gestürmt kommt, um zu verkünden, daß er heute wieder dabei ist, dann heben sie die Köpfe, leise klingeln ihre Glöckchen. Dann sehen sich fünf dunkle Augenpaare an, die Welt ist in Ordnung, Schwalben, Mauersegler und Spatzen fegen über den Hof.

 

Lex kommt zu Besuch

15. Oktober bis 19. November 2005

Die Skudden bekommen von Lex Besuch. Lex ist aufgeregt, möchte ungeheuer gerne die Mädchen kennen lernen, doch die zieren sich, laufen so schnell sie können vor ihm davon. Doch Lex wäre kein erfahrener Bock, könnte er so schreckhafte Skudden nicht im Handumdrehen um den Schwanz wickeln. Bereits am nächsten Tag laufen alle einträchtig miteinander doch besonders schwärmt Lex für Lisa, doch diese zeigt sich äußerst scheu. Lex und die Mädchen sind traurig, als es ans Abschied nehmen geht.

                                

März/April 2006

Die Eroberungserfolge von Lex kommen ans Licht. Es zeigt sich, wer zuerst dem Lex willig ins Gebüsch gefolgt ist. Als ich am 25. März auf den Hof komme, werde ich von zwei Lämmchen begrüßt, meine Freude ist groß, doch trügerisch. Rike und Wibke haben gelammt. Vier Lämmchen, zwei davon sind offensichtlich tot zur Welt gekommen. Doch nur eines der beiden lebenden Lämmchen sieht gepflegt aus, das andere Lämmchen schreit und zittert, Wibke mag sich nicht darum kümmern, Rike gehen die Lämmchen nichts an. Obwohl ich Rike mit ihrem vermeintlichen Lämmchen und Wibke mit ihrem Lämmchen zusammensperre, ist am nächsten Morgen das größere und auch trockengeleckte Lämmchen tot, das kleine Lämmchen, das ich zu Wibke gesperrt hatte, kommt mir schreiend entgegen, will endlich etwas zu trinken haben. Eine Woche lang fahre ich morgens und abends zu dem Lämmchen, halte Wibke fest, damit es trinken kann. Als ich das magere Lämmchen mit der Flasche zufüttere, stellt Wibke komplett die Milchproduktion ein, die zierliche Willi ist nun vollständig von der Flasche abhängig und läuft mir schreiend entgegen, ist am liebsten in meiner Nähe, doch habe ich das Gefühl, als hätte sie seit ihrer Geburt nicht ein Gramm zugenommen.

Am 5. April überrascht dann Elsa mit einem strammen Lämmchen, das sogleich putzmunter die Welt erobert und am 8. April zieht Lisa nach. Lisa, die zierliche lammt ab. Ein zierliches Lämmchen. Und Lisa und Elsa bilden mit ihren Lämmchen eine kleine Gemeinschaft, sorgen sich auf das liebevollste um ihre Nachkommenschaft. Willi geht es nun auch gut, sie muß nicht mehr schreien, gemeinsam mit ihren Halbgeschwistern wird sie beerdigt.
 

 

Ein Ostergruß
Pontos, ein recht ungestümer Bock

Tagebuch einer Mutter

6. April 2007

Zunächst möchte ich mich vorstellen, mein Name ist Wibke und ich bin eine Ostpreußische Skudde. Im Herbst hatten wir Besuch von Pontos, einem grau-schwarzem Skuddenbock. Das hat uns allen viel Spaß gemacht, man sieht es.

Am 30. März 2007 war es dann endlich so weit, um die Nachmittagszeit kamen erst mein Lämmchen und dann mein Böckchen auf die Welt. Vom ersten Augenblick an habe ich meine Kinder lieb gehabt. Mein kleines Töchterchen, sie hat sich von der Strapaze erst einmal ausgeruht, aber meine Söhnchen wollte lieber ganz in meiner Nähe sein, er stellte sich daher immer unter mich. Das beunruhigte mich, schließlich konnte ich mich so nicht bewegen und nach meinem Töchterchen sehen. Aber dafür haben wir unserem Eimerträger und Heubringer einen Strich gespielt, die konnte nämlich nicht erkennen, daß ich Zwillinge habe, obwohl sie offensichtlich damit gerechnet hatte. Mein Eimerträger freute sich so über mein Mutterglück, daß ich gleich eine extra Portion Futter bekam. Mein Töchterchen fand das blaue Ding, in dem ich verschwand, sehr merkwürdig und beunruhigen, mein kleines Söhnchen nutzte jedoch die Zeit, um meine Freundinnen  zu begrüßen.

Meine Freundinnen waren sehr rücksichtsvoll, sie ließen mir den ganzen Nachmittag zeit, um meine Kleinen zu versorgen und mit der allernächsten Umgebung vertraut zu machen. Lediglich unser Eimerträger störte die erholsame Ruhe – sie war wohl neugierig? Am Abend, endlich war etwas Heu gebracht worden, lockte ich meine Kinder vor zur Raufe. Mein Töchterchen folgte mir ja, aber mein Söhnchen traute sich nicht, also mußte ich zweimal umkehren, bis ich es endlich vor zur Raufe gelockt hatte. Ich kam kaum zum Fressen, mußte ich doch immer und immer wieder nach meinen Kleinen sehen, überprüfen, daß alles in Ordnung war und die Windeln wechseln.

Kaum hatte sich aber mein Söhnchen davon überzeugt, daß ihm auch hier keine Gefahr drohte, da wurde es schon übermütig und sprang in die Luft, auch wenn ihn zuweilen die Beine dabei keinen richtigen Halt gaben. Und es gab nicht eher Ruhe, bis seine Schwester mithielt. Aber bald wurde es dunkel und meine Kinder schliefen friedlich bis der erste Lichtschein sie weckte. Aber auch an diesem Tag weigerten sie sich beharrlich mir auf die Weide zu folgen. Und da ich keine autoritäre Mutter bin, blieb ich bei ihnen, einen Tag erlaubte ich ihnen noch, doch am 1. April lockte ich sie mit auf die Weide, kaum wichen sie mir von der Seite.

Diese Anhänglichkeit ist nun schon lange vorbei, nun muß ich sehen wo mein Lausbub und mein Lausemädchen sich aufhalten, die beiden sind immer noch unzertrennlich. Und da findet sich schon die eine oder andere Zwickmühle, in die die beiden geraten, zum Beispiel wenn uns plötzlich ein Zaun trennt, oder wenn mein Bübchen beim  neugierigen Spiel zwischen der Absperrung herum turnt und plötzlich feststeckt. Am liebsten aber toben meine beiden um unseren Misthaufen herum, erklimmen den Gipfel und genießen ihre erhabene Größe und den guten Ausblick.

Ach ja, meine Kinder wurden auch schon getauft: Wendy und Witaly.

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